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Hohl- und Flachglas
Glas ist ...
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… ein amorpher Werkstoff und wird größtenteils aus den natürlichen
Rohstoffen Sand, Soda und Kalk hergestellt.
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… inert und neutral in seiner Wirkung, d.h. es gibt keine Wechselwirkung
zwischen der Glasverpackung und dem jeweiligen Inhaltsstoff.
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… vollkommen geschmacksneutral.
Glas wird in Abhängigkeit zu seinen chemischen Zusammensetzungen für verschiedene Anwendungsbereiche
verwendet. Glasarten können unter anderen Kalk-Natron-Glas, Quarzglas, Borosilikatglas, Floatglas und Bleikristallglas
sein.
Schwerpunktmäßig findet Glas Verwendung als Hohl- oder Flachglas. Sowohl die jeweilig angewandten
Herstellungsverfahren der Produkte als auch deren Anwendungs- und Einsatzbereiche können vielfältig sein.
Hohlglas
Behälterglas, auch allgemeingültig „Hohlglas“ genannt, wird als Verpackung in allen Lebensbereichen, z.B. bei
Lebensmitteln, Getränke, Parfüm, Arzneien etc., eingesetzt.
Glasverpackungen können in nahezu allen Farben produziert werden, um zusätzliche Funktionen zu erzielen. So wird
Braunglas beispielsweise als Verpackung für licht-/UV-empfindliche Inhaltsstoffe, wie Arzneien, Säfte und bierhaltige
Getränke, verwendet, um deren Haltbarkeit zu verlängern.
Die Wahl der Glasfarbe durch die Marketing-Abteilung der Unternehmen sollte jedoch auf deren
Wiederverwendungsmöglichkeit im Rahmen des Recyclings überdacht werden, z.B. ist rotes Glas im Sinne des
Recyclings nicht sinnvoll. Die Zuordnung bei der Glastrennung ist für den Verbraucher schwierig und führt zu
Fehlwürfen und damit zu einer Verschlechterung des Recyclingergebnisses.
Überwiegend handelt es sich beim Hohlglas um Kalk-Natron-Glas. Glasverpackungen können in Mehrweg-Systemen
(vorzugsweise Getränke) oder im Einweg (vorzugsweise Lebensmittel) in den Handel gelangen.
Mehrweg-Verpackungen ermöglichen unzählige Umläufe bei der Getränke-Abfüllung. Hingegen werden Einweg-Gläser
in einem funktionierenden Recycling-System dem Altglasaufbereiter zugeführt und nach störstoffreduzierender
Behandlung in der Glasindustrie wiederverwertet. Behälterglas wird somit in einen geschlossenen und ewigen
Wertstoff-Kreislauf geführt.
Die Basis eines funktionierenden Systems ist eine saubere und farbreine Sammlung des Altglases (haushaltsnahe
Behälterglas-Sammlung) sowie eine innovative und stetig verbesserte Altglasaufbereitungstechnik. Diese sind die
zwingende Voraussetzung für hohe Recyclingquoten des Wertstoffes Glas.
Im Vergleich zu anderen Werkstoffen ist Glas ein perfekter Wertstoff, der ohne Qualitätseinbußen ewig im Kreislauf
geführt werden kann:
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Glas bleibt formstabil und ist auf Grund seiner Verträglichkeit von hohen Temperaturen besonders geeignet für
Abfüllverfahren.
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Glasverpackungen sind gasdicht und halten somit auch kohlensäurehaltige Getränke längere Zeit
„frisch“/genießbar.
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Glas lässt sich bei hohen Temperaturen hygienisch vollkommen reinigen, wiederverwenden und eignet sich ideal
für Mehrweg-Systeme.
In der Hohlglas-Produktion war die 1903 von Michael Joseph Owens eingeführte Owens-Maschine als erste
vollautomatische Glasmaschine revolutionär und stellt die Basis für die heutige industrielle Produktion von Behälterglas
dar:
In einem in der Schmelze eingetauchten Speiser wird über die Erzeugung eines Vakuums
die exakt benötigte schmelzflüssige Glasmenge aufgenommen. Der Speiser drückt den
Tropfen in eine metallische Form, um anschließend mittels Pressluft das flüssige Glas
vollständig in die Form zu blasen. Hierdurch erhält das Glas seine endgültige Gestalt und
Aussehen. Diese Technik wird als „Saug-Blas-Verfahren“ bezeichnet und ermöglicht die
automatische Herstellung einer großen Anzahl von Behältnissen in kürzester Zeit. Dem
behutsamen Abkühlprozess kommt eine hohe Bedeutung zu, um die Spannungsfreiheit und
die Bruchsicherheit des Behältnisses zu gewährleisten. Abschließend wird über vielfältige
Prüftechniken die Qualität der Behältnisse auf Störungen vor Verladung/Einlagerung
sichergestellt, um ein späteres Platzen des Gebindes während des Transportes, bei der
Befüllung durch hohe Drücke oder durch Temperaturänderungen zu vermeiden.
In Deutschland sind die Hauptproduzenten von Verpackungsglas und somit die Abnehmer für recycelte Scherben die
Saint-Gobain Oberland AG (verallia Deutschland), die Ardagh Glass Group, O-I GLASSPACK, Wiegand-Glas GmbH,
Noelle + von Campe Glashütte GmbH, Weck Glaswerk GmbH, Gerresheimer Gruppe, HNG global GmbH und viele
andere.
Flachglas/Floatglas
Floatglas, auch allgemeingültig als „Flachglas“ bezeichnet, wird in verschiedenen Anwendungsbereichen, z.B. im
Bauwesen und in der Automobilindustrie als Fenstersegmente, im Architekturbereich, in Solarthermie und Photovoltaik,
beim Möbelbau als Spiegel, Vitrinen und Einlegböden sowie bei Bildschirmen von Fernsehern, Computern und
Smartphones etc., eingesetzt.
Die gängigsten Herstellungsverfahren für Flachglas sind das sog. Floatglasverfahren sowie das Walzen oder Gießen
von Flachglas.
Die Floatglasherstellung ist ein endlos-kontinuierlicher Prozess:
Bei ca. 1.100 Grad Celsius wird Glas geläutert und die Glasschmelze
fortlaufend in ein längliches Bad aus flüssigem Zinn (300 – 800 m) geleitet,
auf welchem das leichtere Glas schwimmt (engl. to float). Es bilden sich
durch die Oberflächenspannung des Zinns sowie des flüssigen Glases glatte
Oberflächen. Ohne vorheriges Schleifen und Polieren wird eine störungsfreie
Optik erzielt. Über einen angeschlossenen Kühlofen wird das erkaltende Glas
fortwährend in einer bestimmten Geschwindigkeit hinausgezogen, um die
Spannungsfreiheit des Glases und somit die Lebensdauer zu gewährleisten.
Der Zuschnitt des Glases erfolgt nach einer optischen und technischen
Qualitätskontrolle.
Dieses Verfahren wurde Ende der 1950er Jahre von Sir Alastair Pilkington perfektioniert, so dass es industriell
anwendbar war und ist.
Das Floatglasverfahren ermöglicht die Produktion von Glasstärken ab etwa 0,4 mm. Weltweite Standardstärken des
Flachglases sind 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 19 und 24 mm, welche wahlweise nach Erfordernis erzeugt werden.
Klassische Produkte im Rahmen der Flachglasherstellung sind Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG), Verbund-
Sicherheitsglas (VSG), Sekuritglas, Verbundglas, Mehrscheiben-Isolierglas, Brandschutzglas, Sonnenschutzglas,
Solarglas, Panzerglas, Wärmeschutzglas, Drahtglas aus Gussglas etc.
In Deutschland sind die Hauptproduzenten von Flachgläsern die Saint-Gobain Glass, Pilkington Group (Nippon Sheet
Glass), AGC Glass Europe (Asahi Glass Co. Ltd.) etc.
Die Produktionsprozesse für Behälter- und Flachglaserzeugnisse sind sehr energieintensiv und somit stellt die
energiesparende Wirkung durch den Einsatz von Recyclingscherben in der Glasindustrie eine sehr hohe Bedeutung
dar.
Altglas bleibt auch zukünftig ein wichtiger Rohstoff der Verpackungsglasindustrie. Ohne Qualitätsverlust
kann es im Zusammenspiel von Altglasaufbereitern und der Glasindustrie beliebig oft wiederverwendet und
eingeschmolzen werden, damit wieder neue hochwertige Glasverpackungen entstehen können. Durch den
hohen Einsatz von Altglas können nachhaltig Primärrohstoffe und Energie eingespart werden. Somit trägt
der Einsatz von Altglas zur erheblichen Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Die Ressourcenschonung und
die nachhaltige Ökologie sind wesentliche Hauptziele des Wertstoffes Recycling-Glas.